31.12.16

Unbeschwer(ter)t

Beim übergang zum neuen jahr
























Ein letztes Wort zum Jahresende
Wohlklingen soll es und Hoffnung geben
Ich suche es. Wenn ich es nur fände
Wie wäre es mit dem: wir sind noch am Leben


Wir? Wer ist wir? Leichen am Boden
Des Mittelmeeres sicher nicht
Aleppos Kinder? Am Graben die Loden
Meute der Weihnachtseinkaufspflicht

Wir überleben in Ambivalenzen
Unter Tonnen von Blödsinn und Überfluss
Umzäunt und ummauert in erstickenden Grenzen
Gleichzeitig nahe und weit vom Schuss

Ja, wir schießen sogar ohne es zu wissen
Mildtätig gestimmt aus allen Rohren
Uns geht es gut, vielen anderen beschissen
Wir sind halt zum Glück im Wohlstand geboren

Ich gebe auf, es will mir nicht glücken
Ein Neujahrsgedicht der Hoffnung zu reimen
Kann keine vierblättrigen Kleeblätter pflücken
Mit Schweinen mich bei den Schweinen einschleimen

Zu müde, zu traurig zu ohnmächtig bin ich
Kein Böller wird mir die Angst wegschießen
Nichts was ich nicht selber tue, gewinn ich
Meine Zukunft muss ich gestalten, nicht gießen

Saufen und Tanzen, mit Gesängen verdrängen
Den Zustand der Welt, ihr Rasen gen Mauern
Mag ich ebensowenig wie Schunkeln in Mengen
Oder alleine zu Hause trübe versauern

Also, was tun? Was tun wäre eine Idee
Was du kannst, was du liebst, was den Hass nicht „erhärtert“
Was dem Frieden dient…und da finde ich jäh
Das Wort, das ich suchte: „unbeschwer(ter)t“

Heißt unbeschwert und möglichst waffenlos
Sinnvoll, solidarisch, gerecht soll sein das Leben
Um unbeschwer(tert) dieses Ziel anzustreben
Ist keine Mühe zuviel und kein Opfer zu groß

In diesem Sinne: Prosit 2017!

Und danke an alle, die, in welcher Form auch immer, ihr Schärflein zu einer Verbesserung der Lebensumstände und des Zustandes der Welt beitragen.

27.12.16

Andacht

26. Dezember 2016

Ich habe es satt die Welt zu retten
Zu rasseln mit den „Gutmenschenketten“
Den „Wutschmerz“ cool hinauszutwittern
Zu sitzen hinter Facebook-Gittern
Ich hab es satt die Welt zu schwärzen
Anzusabbern mit Wohlstandsschmerzen
Das alles mag ich nimmermehr
Es muss ein echter Wandel her!


Das Leben täglich runterzuleiern
Sich feige zu schmücken mit fremden Eiern
Im Lügenwasserfall zu baden
Bleich zu verfetten im Speck wie die Maden
Die Armen weltweit auszusperren
Und lauthals „stille Nacht“ zu plärren
Das falsche Leben fällt mir schwer
Es muss ein echter Wandel her!

Gedichte schreiben habe ich satt
Es lebe hoch das weiße Blatt
Im Bett von Huren, Mördern, Dieben
Sind wir schon viel zu lang liegen geblieben
Umstellt von Geld, Polizei, Militär
Haben wir lang genug rumgehampelt
Wird auf uns lang genug rumge“trump“elt
Es muss ein echter Wandel her!

Der Friede kommt nicht von alleine
Die Hungernden ernähren nicht Steine
Die ganze Welt zerfällt in Scherben
Klima heizt auf, die Arten sterben
Und wir werden leerer noch als leer
Ertrinken in satter Gleichgültigkeit
Es muss ein echter Wandel her
Wir brauchen eine neue Zeit

Ich habe es satt, dass Pharmalumpen
Ihr Dreckszeug in kranke Menschen pumpen
Dass wir die Sklavenketten nicht spüren
Monsterstädte uns die Luft abschnüren
Mitläufer nicht wissen wem sie nachlaufen
Ihr Leben und das ihrer Kinder verkaufen

Ich habe es satt die Welt nicht zu retten
Zu rasseln mit den „Gutmenschketten“
Den „Wutschmerz“ cool hinauszutwittern
Zu sitzen hinter Facebook-Gittern
Ich hab es satt die Welt zu schwärzen
Anzusabbern mit Wohlstandsschmerzen
Das alles mag ich nimmermehr
Es muss ein echter Wandel her!

Dahindämmerung

25. Dezember 2016

Zuviele, die alleine in ihren Wohnungen sitzen oder liegen, besucht nur von Heimhilfe und Pflege oder Besuchsdienst, die die Kühlschränke mit Lebensmitteln füllen, die Mägen also, selten nur das Herz. Sie dämmern vor sich hin, die alten Menschen in ihren Krankenbetten, im Lehnstuhl, auf dem Leibstuhl, in den meist sauberen Küchen, in sauber gesaugten Wohnungen, oder in Dreckslöchern, wenn sie arm sind, fernab vom Leben, von den Wirklichkeiten, umgeben nur von den eigenen vier Wänden, manchmal Erinnerungen, die wie verlöschende Glut darauf warten, dass sie einer wecke mit einem Hauch von Mitgefühl und echtem Interesse.

Sie sitzen alleine, Stunde um Stunde, bestenfalls von Fernwärme gewärmt. Von Außen ahnt es niemand, nur ein kleines schwarzes Kästchen an Tür oder Wand, ein sogenannter Schlüsselsafe, zeigt Fachkundigen oder sehr Feinfühligen, dass da Menschen eingeschlossen in ihren Wohnungen sitzen oder liegen und warten und wissen nicht worauf, von Angst, oft von Demenz umklammert. Dann und wann sind auch welche unter ihnen, die noch lebendig sind und Witze machen und sich freuen wenn die Türe aufgeht. Trotz alledem warten sie auf ein lebendiges Gegenüber aus der Welt da draußen, die so ferne, undeutlich durch die Vorhänge schimmert. Zu selten kommt die auch zu ihnen, in Form von Interesse, Rede und Gegenrede und animiert ihre Gehirne und Gefühle das alte „Werkel“ wieder anzuwerfen für die Dauer der Heim(be)suchung. Dann, mit dem Verschwinden jener Heimhilfen, PflegerInnen, BesuchsdienstleisterInnen, Menschen in Berufen, die viel zu wenig beachtet und entlohnt, ihren, im besten Falle menschlichen Dienst anbieten, am hilfs- lebens- und liebesbedürftigen Menschen, verschwindet auch meistens die Anima, der Antrieb und der alte, gestrandete Mensch versinkt aufs neue in seiner abgrundtiefen Einsamkeit. Vereinzelung ist das Prinzip und Schicksal, das für soviele alte und kranke Menschen in den so hochgepriesenen Strukturen unserer Wohlfahrtsstädte herrscht; das Abgeschnittensein vom bunten, bewegten Fluss des Lebens.

Unseren Dienst, unsere vorgeschrieben Arbeit haben wir zumeist geleistet, wir Dämmerungs-eindämmermenschen, schlecht bezahlt und kaum gut behandelt von den Dienstleistungsorganisationen für die wir unsere Energien verschwenden, beste Lebenszeit, kaum je wirklich gefördert und gesehen, einfache Helping Hands-Schräubchen im Gewerk der selbst noch aus der Verwaltung und Verwertung der geriatrischen „Abfallhalden“ Nutzen ziehenden und Gewinne schlagenden Pflegeindustrie, als Teil einer immer ungehemmteren Reichtumsanhäufungsmaschinerie, die, die Überreste unserer Sozialgemeinschaften brutal auswaidet und ihrer Innereien entleert; des Zusammenhalts, der Solidarität, der Zuneigung und Wärme eines menschlichen Anderen, eines offenen Gegenübers. An Pflegerobotern und Automatisierung wird in der kapitalistischen Wahnsinnswelt aus Einsparungsgründen bereits weltweit heftig geforscht!!!

Dabei dämmern die Hilfs- und Pflegebedürftigen ohnehin schon die meiste Zeit alleine dahin, berieselt nur mehr von Gratiszeitungen und vom immensen Bildschirm des Flat-Tvs, den ihnen Anverwandte, schlechten Gewissens, als Ersatz für aus Berufsstress- und Zeitmangel fehlende Ansprache und Mitgefühl, mitten ins Wohn oder Schlafzimmer als einzigen Ansprechpartner vor die Nase gesetzt haben. Virtuelle Verblödung, seichte Unterhaltung, Werbelügen und eskalierende Angstmacherei dauerberieselt sie in ihrem wirklichen Elend, in ihren fein in „Schutzhosen“ verpackten Exkrementen und in ihrer Sterbensverlassenheit und steigert ins Unermessliche die ohnehin schon im Überfluss vorhandene Angst ihrer entschwindenden Existenzen.
So dämmern sie dahin und so finde ich sie oft auf und nicht nur ich, auch andere noch viel ungeschützere, weil weniger ausgebildete, KollegInnen, Helfende und Pflegende, die all das Leid, die Sorgen, den Schmerz, die ungeheure Traurigkeit, der sie täglich aufs neue begegnen und die sie, so gut und professionell sie sich auch schützen mögem, so menschlich sie auch seien, unweigerlich mittragen wie ungelebten Lebensstaub von unerfüllten Träumen und Hoffnungen, lähmendem Entsetzen, Krankheit, Leid und Todesangst; mit nach Hause, in einer dünnen, erst unsichtbaren Schicht, die Körper und Seele überzieht und die mit den Jahren sie selber zu entkräften, lähmen und ersticken droht, mit Trauer-und Tränennetzen umspinnt und abgewürgter Wut, wenn sie nicht acht geben auf sich und ihre Nächsten. Da ist nichts zu beschönigen. Verdrängung allerorten. Und keine Supervision, selten ein anerkennendes Wort in den, trotz allem, hierarchischen und kalten Strukturen der Pflegeorganisationen und institutionalisierten Gesundheitsdienste.

Wie unbeachtetes verdrängtes, abgeschnittenes, alterndes Gewebe west unsere vielgepriesene Gesundheitspolitik, die im Vergeich doch noch viel besser ist als in manchen Ländern um uns herum und im Großteil der Welt, im Schatten unserer hyperaktiven, auf ewig jugendlich-modern getrimmten Schein- und Konsumgesellschaft vor sich hin. Von den meisten Jungen und Validen ungewusst. Von Gesundheits-broschüren verschönert, von PolitikerInnen zu stimmbringenden Sonntagsreden aufgemotzt, aber im Grunde, wenn sie nicht tiefgreifend und nachhaltig reformiert wird, wie die von ihr versorgten und betreuten Menschen, zum Verdämmern verdammt.

23.12.16

para todos

liebe, solidarität und ein besseres neues jahr
love, solidarity and a better new year
amour, solidarité et une meilleure année nouvelle
amor, solidaridad y un mejor año nuevo

Freiheit, Gleichheit und Umverteilung gegen den Terror

Wie furchtbar und doch auch hilflos-amateurhaft wirkt dieser wahnsinnige, blutige Schmierentheaterterror gegen den leisen, strukturellen, rationalisierten, profitbringenden, legalen, globalen High-Tech-Terror unserer unentwegten, kapitalistischen, neokolonialen Unterdrückungs- und Ungleichheitsmaschinerie, den wir, bereits massenhaft verblödet und verhetzt oder feige und scheinheilig, weitgehend widerspruchslos von unseren „Wirtschafts- und Politik-Führern" dulden und der Millionen Menschen, Kinder, alte Leute, die Schwächsten und Wehrlosesten außerhalb unserer Festungen tötet; durch Armut, Hunger, vielfältige Gewalt, medizinische Unter- oder Nichtversorgung, oder direkt durch von uns produzierte Bombenflugzeuge und Waffen, fernab unserer ganzjährigen „Christkindl-und Weihnachts- Lügen-Märkte“ und des sensations- und quotengeilen Blitzlichts der Medienmeuten. 

Was für ein neuer, unbekannter, oft unbewusster, watteverpackter, faschistischer Terror der wachsenden, duldsamen, ohnmächtigen, passiven, angstgeifernden und menschenverachtenden Wohlfühl-Gleichgültigkeit unserer europäischen, weißen, abendländischen „Biedermann-Brandstifter-Leitkultur“.

Angesichts des prekären Zustandes der Ungleichheit und Ungerechtigkeit in den unsere Wohlstandsgesellschaften die Welt gebracht haben, gleicht es einem Wunder, dass nicht schon viel mehr passiert ist. Alle Mauern und Zäune der Welt können auf Dauer die Wut von Milliarden Elenden und Leidenden nicht aufhalten und uns die Sicherheit bringen, die uns rechtspopulistische Scharfmacher und ihre Regierungsnachäffer versprechen. Nur radikaler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel, Offenheit, Menschlichkeit, Kooperation und der konsequente Abbau der horrenden Ungleichheiten, ein großer Elan und die Erhebung der Zivilgesellschaften können vielleicht noch rechtzeitig schlimmeres verhindern.